Wenn schon schwitzen, dann auch richtig

Tausende Gäste pilgern zum Schalmeien- und Guggentreffen nach Eibenstock - Sause bietet Kinonacht, Umzug, Konzerte, Feuerwerk und Familientag

Der Siegeszug der Vuvuzelas, die während der Fußball-Weltmeisterschaft Kultstatus erlangten, hat am Wochenende ein jähes Ende gefunden - zumindest in Eibenstock. Zwar sehen Schalmeien den Plastetröten aus Südafrika rein äußerlich ziemlich ähnlich. Doch in Sachen Klangqualität herrscht zwischen beiden Instrumenten ein himmelweiter Unterschied. Davon überzeugten sich im Touristenzentrum "Am Adlerfelsen" tausende Besucher. Das 3. Internationale Schalmeien- und Guggentreffen in Eibenstock verdiente sich von Freitag bis Sonntag zwei Prädikate: absolut sehens- und hörenswert.

Startschuss fällt mit Anblasen

Das Anblasen am Freitagabend läutete die dreitägige Sause ein. Mit den Ensembles aus der Schweiz und aus Österreich blieb bei der Kinonacht mit dem Streifen "Keinohrhasen" kein Auge trocken. "Es ging bis in den frühen Morgen hinein", sagte Mit-Veranstalter Michael Uhlmann vom Touristenzentrum, der sich nur ungern an voriges Jahr erinnert. Beim "Fluch der Karibik" soff damals nicht nur Johnny Depp auf der Leinwand ab, sondern auch das Publikum davor. Es schüttete wie aus Eimern. Diesmal meinte es Petrus besonders gut. Die Affenhitze am Samstag stellte Besucher und Musiker auf eine harte Probe. Letztere gingen mit gutem Beispiel voran und ließen sich von gut 30 Grad Celsius nicht schocken. In aufwändigen Kostümen - teils aus Pelz samt Kopfschmuck wie die Panzerbären der Burgtätscher Rebstein - und dick geschminkt zogen die Ensembles vorbei an unzähligen Schaulustigen durch die Stadt zum Festzentrum an der Bobbahn, das sich nach und nach füllte. Bald waren Sitzplätze unter dem riesigen Magic-Sky-Schirm Mangelware.

Nach einer kurzen Verschnaufpause für alle starteten die zehn Kapellen mit Einzelauftritten auf der großen Bühne voll durch, ehe abends dann das "Monsterkonzert" mit allen 400 Musikern sowie ein Feuerwerk dem Ganzem die Krone aufsetzte. Jung und Alt zappelten und wippten im Takt der Fanfaren-, Schalmeien- und Guggenklänge mit, klatschten in die Hände und genossen die Märsche, Filmmelodien und Ohrwürmer in vollen Zügen. Frei nach dem Motto: Wenn schon schwitzen, dann auch richtig.

Erstes Stück für Peter Hahn

Mittendrin im Trubel: der Schalmeienzug Eibenstock. Nach dem ersten Treffen 2008 fand sich die Truppe zusammen und wächst zusehends aus den Kinderschuhen heraus. Inzwischen zählt der Verein 50 Mitwirkende und hat regelmäßig Auftritte, sogar schon im tschechischen Asch. Das erste Stück, das die Musiker am Samstag in Eibenstock spielten, war Peter Hahn gewidmet, der im Januar plötzlich verstarb. Das traf auch die Musiker unerwartet und hart. "Wir standen unter Schock und fast vorm Aus. Doch wir rafften uns auf, machten in seinem Sinne weiter", so Anke Heiser. Vorsitzender ist jetzt Kai Roßner. "Das war schwer für uns alle. Peter hielt die Truppe zusammen. Aber wir haben's gepackt", so der 33-Jährige und schickte einen Appell hinterher: "Wir suchen einen Schlagzeuger." Geprobt wird jeweils dienstags ab 18 Uhr in der Mittelschule.

Erstmals in Eibenstock dabei waren die Schalmeienmusikanten Neugernsdorf aus der Nähe von Gera, gegründet 1929 - und damit ein sehr traditionsreiches Ensemble. Jugendlich frisch spielte die Schar am Samstag auf, tat es vielen Formationen gleich und musizierte bereits auf dem Weg zur Bühne. "Wir wurden schon zweimal gefragt, ob wir kommen. Jetzt hat es endlich geklappt", erklärte Monika Rinas. "Die Atmosphäre ist super, das Publikum geht mit, und alle Ensembles spielen toll. Wir fühlen uns pudelwohl."

"Einfach wunderschön"

Christa Wild ist Stammgast beim Schalmeien- und Guggentreffen, das am Sonntag mit Familienfest und Oldtimer-Schau ausklang. "Wir haben alle drei Auflagen erlebt und kommen jedes Mal gern wieder", so die Auerin. Die Musik sei mitreißend, die Stimmung auf Anhieb klasse. "Einfach wunderschön." Susan Arz schätzte vor allem, "dass in Eibenstock überhaupt mal was Schönes los ist". Mit Nicole Ehrlich saß die junge Frau zeitweise ganz vorn an der Bühne. "Die Musik ist rhythmisch und stimmungsvoll. Ich höre die Trommeln so gern. Und man sieht, wie sehr sich die Musiker anstrengen und mit vollem Einsatz dabei sind - da krieg' ich mitunter fast eine Gänsehaut."

erschienen am Freie Presse 11.07.2010 von Anna Neef

Mit dabei

Deutschland:

Schalmeienmusikanten 1929 SV Neugernsdorf e.V.
1. Vollmershainer Schalmeienverein e.V.
Schalmeienkapelle Großolbersdorf e.V. - De Schal(l)is
Schalmeienkapelle Reichenbach Vogtland 1960 e.V.
Schalmeienfreunde Stadt Falkenstein e.V.
Schalmeienzug Eibenstock e.V.
Rasselbande Guggemusik '97 e.V., Meerane
DE Gwärschläschor - Guggis, Prießnitz

Österreich:

Walgauer Bodasurri, AT-Thüringen

Schweiz:

Burgtätscher Rebstein, CH
Nuklear Spränger, CH-Thal

Das Programm 2010

Touristenzentrum Am Adlerfelsen GmbH | Bergstrasse 7 | 08309 Eibenstock | Infotelefon: 0172-7536970